Dienstag, 23. März 2010

TTB & Co.

Meine Arbeit macht mir weiterhin Spaß (es gibt auch Abzüge, aber bis jetzt alles deutlich im Plusbereich) und ich bin überhäuft mit Ideen, Anregungen und Fachliteratur. Letzteres lese ich in allen Varianten, möchte alles zur gleichen Zeit ausprobieren und am liebsten gleichzeitig noch das ganze Therapiematerial erstellen, dass mir im Kopf rumschwirrt und was durch die Literatur angeregt wird.

Am intensivsten beschäftige ich mich grade mit dem TTB: Der therapeutische Tischbesuch.
Wääääs? denken jetzt wahrscheinlich viele (genau wie ich, als ich zum erstenmal davon gehört habe) und sind dann mit Sicherheit genauso überrascht, wie simpel aber wirkungsvoll das Ganze ist.

Meine Quellen für die folgenden Auslegungen: meine Erfahrung und das Buch "Der therapeutische Tischbesuch, Bernd Kiefer und Bettina Rudert" aus der Reihe "Powerbooks"

Was ist ein TTB?
-> Unter dem therapeutischen Tischbesuch versteht man das systematische und zeitliche kurz begrenzte Aufsuchen der pflegebedürftigen Menschen unter Einbeziehung kommunikationsanregender Medien.

Mit anderen Worten: der Besuch ist gewollt kurz, es wird individuell ein Gegenstand oder ähnliches als Anregung für ein Gespräch eingesetzt und es wird sich in diesen wenigen Minuten voll und ganz auf eine Person konzentriert.

Warum wird dieser TTB angewendet, statt einer ganzen Therapie-Einheit oder Gruppenintegration?
-> Es gibt Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in keine Gruppe integriert sind oder es ist keine Zeit für eine volle Therapie-Einheit, sei es für eine Gruppe oder Einzel. Manche Menschen sind auch schlicht schnell überfordert und können sich nur kurz auf eine Sache konzentrieren. Mit dem TTB bekommen sie zwar nur kurz Aufmerksamkeit, dafür ist diese aber sehr intensiv und für den Pflegebedürftigen in einem zu verarbeitenden Maß.

Bei wem kann der TTB angewendet werden?
-> Im Grunde bei jedem und zu jeder Zeit. Gibt man dem Kind einen anderen Namen, kann man es in jeder Alterstufe, bei jedem Geschlecht überall und zu jeder Zeit anwende. Es muss keine therapeutischen Zwecke haben, es kann auch zum Aufbau von Vertrauen führen oder es dient dem Zweck, um sich zwanglos und auf spielerische Weise kennen zu lernen.

Was kann man bei einem TTB als Medium benutzen?
-> Rundheraus ALLES! Man kann, so fern man den Besuchten einschätzen kann oder kennt, auch individuell etwas mitbringen, wo man weiß, dass es zu einem Gespäch kommen wird. Es besteht die Möglichkeit, was völlig abstraktes mitzunehmen, um zu sehen wie die Person reagiert, was sie spontan dazu sagt. Oder thematisiert etwas, arbeitet biographisch etc.. Die Möglichkeiten und Medien sind da grenzenlos.

Meine Erfahrungen bis jetzt: Es sind ganz andere Reaktionen gekommen, als ich erwartet habe. Eine Dame bekam ein Kehrblech und einen Handfeger, wo ich dachte, sie weiß sofort was damit zu tun ist. Stattdessen schaute sie sich die beiden Gegenstände erst sehr genau an, schaute mich mit einem glücklichen Gesichtsausdruck an und benutze Blech und Feger als Musikinstrumente. Ein Herr kämmte sich die Augenbrauen, wollte sich damit die Zähne putzen und benutzte beides zusammen ebenfalls wie Klanghölzer. Beide waren sehr zufrieden, gaben mir alles zurück und hatten einen dankbaren Blick drauf. Und ich war erstaunt, wie wenig Phantasie ich habe *gg*

Nebenbei lese ich Fachliteratur für meine beiden Wachkomis (ich find Wachkomapatienten immer so lang...) und erweiter mein Wissen und meinen Vorrat an Ideen zum Thema Demenz/Wachkoma und Angeboten, die man in der Therapie machen kann.

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