Freitag, 26. März 2010

Gute Reise

Was ich an meinem Job nie mögen werde: Das auch die Menschen, die einem besonders ans Herz wachsen, nicht unsterblich sind. Und das man vorher nie weiß, dass man sich das letzte Mal gesehen hat...

Sie werden mir fehlen, Herr Groß. Danke für die vielen amüsanten Gespräche und Ihr Vertrauen.

Dienstag, 23. März 2010

TTB & Co.

Meine Arbeit macht mir weiterhin Spaß (es gibt auch Abzüge, aber bis jetzt alles deutlich im Plusbereich) und ich bin überhäuft mit Ideen, Anregungen und Fachliteratur. Letzteres lese ich in allen Varianten, möchte alles zur gleichen Zeit ausprobieren und am liebsten gleichzeitig noch das ganze Therapiematerial erstellen, dass mir im Kopf rumschwirrt und was durch die Literatur angeregt wird.

Am intensivsten beschäftige ich mich grade mit dem TTB: Der therapeutische Tischbesuch.
Wääääs? denken jetzt wahrscheinlich viele (genau wie ich, als ich zum erstenmal davon gehört habe) und sind dann mit Sicherheit genauso überrascht, wie simpel aber wirkungsvoll das Ganze ist.

Meine Quellen für die folgenden Auslegungen: meine Erfahrung und das Buch "Der therapeutische Tischbesuch, Bernd Kiefer und Bettina Rudert" aus der Reihe "Powerbooks"

Was ist ein TTB?
-> Unter dem therapeutischen Tischbesuch versteht man das systematische und zeitliche kurz begrenzte Aufsuchen der pflegebedürftigen Menschen unter Einbeziehung kommunikationsanregender Medien.

Mit anderen Worten: der Besuch ist gewollt kurz, es wird individuell ein Gegenstand oder ähnliches als Anregung für ein Gespräch eingesetzt und es wird sich in diesen wenigen Minuten voll und ganz auf eine Person konzentriert.

Warum wird dieser TTB angewendet, statt einer ganzen Therapie-Einheit oder Gruppenintegration?
-> Es gibt Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in keine Gruppe integriert sind oder es ist keine Zeit für eine volle Therapie-Einheit, sei es für eine Gruppe oder Einzel. Manche Menschen sind auch schlicht schnell überfordert und können sich nur kurz auf eine Sache konzentrieren. Mit dem TTB bekommen sie zwar nur kurz Aufmerksamkeit, dafür ist diese aber sehr intensiv und für den Pflegebedürftigen in einem zu verarbeitenden Maß.

Bei wem kann der TTB angewendet werden?
-> Im Grunde bei jedem und zu jeder Zeit. Gibt man dem Kind einen anderen Namen, kann man es in jeder Alterstufe, bei jedem Geschlecht überall und zu jeder Zeit anwende. Es muss keine therapeutischen Zwecke haben, es kann auch zum Aufbau von Vertrauen führen oder es dient dem Zweck, um sich zwanglos und auf spielerische Weise kennen zu lernen.

Was kann man bei einem TTB als Medium benutzen?
-> Rundheraus ALLES! Man kann, so fern man den Besuchten einschätzen kann oder kennt, auch individuell etwas mitbringen, wo man weiß, dass es zu einem Gespäch kommen wird. Es besteht die Möglichkeit, was völlig abstraktes mitzunehmen, um zu sehen wie die Person reagiert, was sie spontan dazu sagt. Oder thematisiert etwas, arbeitet biographisch etc.. Die Möglichkeiten und Medien sind da grenzenlos.

Meine Erfahrungen bis jetzt: Es sind ganz andere Reaktionen gekommen, als ich erwartet habe. Eine Dame bekam ein Kehrblech und einen Handfeger, wo ich dachte, sie weiß sofort was damit zu tun ist. Stattdessen schaute sie sich die beiden Gegenstände erst sehr genau an, schaute mich mit einem glücklichen Gesichtsausdruck an und benutze Blech und Feger als Musikinstrumente. Ein Herr kämmte sich die Augenbrauen, wollte sich damit die Zähne putzen und benutzte beides zusammen ebenfalls wie Klanghölzer. Beide waren sehr zufrieden, gaben mir alles zurück und hatten einen dankbaren Blick drauf. Und ich war erstaunt, wie wenig Phantasie ich habe *gg*

Nebenbei lese ich Fachliteratur für meine beiden Wachkomis (ich find Wachkomapatienten immer so lang...) und erweiter mein Wissen und meinen Vorrat an Ideen zum Thema Demenz/Wachkoma und Angeboten, die man in der Therapie machen kann.

Montag, 8. März 2010

Freiwas?

Ich werde öfter gefragt: "Und was machst du in deiner Freizeit?" "Öhm...." *denkdenkdenk* .oO(Warum hab ich das Gefühl, ich sollte die Bedeutung dieses Wortes kennen....hm....Frei...wie hieß das? Freizeit...?!?!)

Meine Kollegin ist krank geworden, also hab ich jetzt vier Gruppen und zwei davon sind nicht meine. Ich kenne zwar die Leute und die wissen auch in etwa, wer ich bin, aber ich wir kennen uns nicht so gut, dass alles flutscht. Durch andere Gruppen komme ich total aus meinem Zeitrhythmus raus und muss mich von "sehr geringer Anspruch an einzelne Personen" auf "sehr hoher Anspruch an einzelne Personen" im Wechsel einstellen.
Die Dokumentation verursacht Schmerzen in der Hand und ich muss aufpassen, dass ich bei keinem was hinschreibe, der evtl. grade gestorben ist (ohne mein Wissen) oder im Krankenhaus liegt. Kommt net so gut, wenn Frau X "keine Interesse gezeigt und dankend abgelehnt" hat, weil sie mausetot im Bett lag.
Nächste Woche bin ich geplant alleine und neben dem hohen Maß an Arbeit kommen private Termine und sich stapelnde to-do's dazu.

Das mein Beruf so ziemlich ein Fulltimejob ist war mir klar, aber so full...Trotzdem kann ich sagen: Oh happy Haps!!! Guter Job, große Liebe, geile Stadt und auf dem Weg wieder gesund zu werden :D

*knuuuuuuuuuuutsch*

Dienstag, 2. März 2010

Alltag

Für die, die es wissen wollen: ich lebe noch. Glaub ich. Mein Alltag sieht zur Zeit so aus:

6.00h aufstehen

7.30h/8.00h zur Arbeit fahren (je nach Dienstbeginn)

8.30h/9.00h Dienstbeginn

ab 8.3oh/9.00h

- Tagesablauf planen
- Material vorbereiten
- Biographien lesen (klingt easy, ist aber sehr zeitaufwendig und geht nur Stückweise)

9.30h erste Gruppe leiten (sehr demente)

10.15h eine Etage tiefer Leute einsammeln und ins Erdgeschoss bringen und dort weitere Leute einsammeln bzw. motivieren mitzukommen

10.30h zweite Gruppe leiten (von allem was)

11.25h Leute wieder auf ihre Etagen bringen

ab 11.30h

- Dokumentation auf drei Etagen so schnell wie möglich erledigen
- Dienstübergabe (nur anwesend sein)
- 3-4 Einzeltherapien
- 30 Minuten Pause

15.00h dritte Gruppe (wieder die Dementen)

ab 15.30/15.45h bis 16.30/17.00 (je nach Dienstzeit)

- Zeit für restliche Dokumentation
- Einzeltherapien
- Tafel beschriften (für den nächsten Tag die jeweiligen Angebote)
- Sonstiges

Jeden zweiten Freitag habe ich frei, weil ich jedes zweite We arbeiten muss. Samstags 8h und Sonntags 4h mit unterschiedlichen Programmen und Gruppen.

Wenn ich nach Hause komme muss ich wie jeder andere den Haushalt schmeißen und einkaufen. Im Schnitt bin ich zwischen 17.30/18.00h zu Hause, wenn ich nach der Arbeit direkt nach hause fahre. Der Haushalt steht hinten an, denn ich bin zur Zeit noch mit lesen von Fachliteratur beschäftigt und sammel bzw. erstelle Material und sammel Ideen bzw. überlege mir, was ich für die geplanten Therapien/Gruppenangebote brauche und wie ich die Sachen einsetzen will.

Auch wenn es nicht so klingt: die Arbeit ist eine Herausforderung, aber mehr im positiven Sinne. Ich werde gefordert, gefördert und lerne eine Menge über mich selbst und meine Arbeit. Es ist sehr anstrengend, aber ich geh gern hin.

Zeit für irgendwas anderes als Arbeit und Haushalt bleibt nicht wirklich, ich freu mich erstmal auf kommendes We. Da hab ich frei und hoffe, dass ich endlich (nach wieder einem halben Jahr) zum Friseur komme und meine Erkältung rausschlafen kann.

Grüße auf diesem Wege an alle!