Sonntag, 4. September 2011

Intra Act - Antwort auf Fragen

Um den Kommentar vom zweiten Beitrag zu beantworten:

Eine Ziehleiste ist eine Leiste (z.B. auf ein Blatt Papier gemalt) mit den Zahlen 1-10. Das Kind sucht sich z.B. einen Sticker aus, welchen es dann in der Therapiestunde gewinnen will. Der Sticker kommt auf die 1 und bleibt im besten Fall da liegen, bis zum Ende der Therapiestunde. Im schlechtesten Fall landet er auf der 10. Wenn das Kind z.B. wegen Konzentrationsstörung zu uns kommt, dann ziehe ich den Sticker immer eine Zahl weiter, wenn ich bemerke, dass das Kind sich nicht mehr konzentriert. Woran ich das bemerke, kann ganz verschieden sein. Füße halten nicht still, der Blick schweift ab, die Hände sich unruhig beschäftigt (Haare drehen, ständiges Kratzen, Augen jucken...), schlechte Sitzhaltung...Wenn eins davon der Fall ist, dann ziehe ich genau in dieser Sekunde (Sekundenfenster) den Sticker einen weiter und sage z.B. "Max, konzentrier dich wieder auf deine Aufgabe" oder "Max, die Füße bleiben still stehen". Das mache ich, um dem Kind eben dieses unerwünschte (weil sich selbst damit ablenkende) Verhalten bewusst zu machen und ihm so die Möglichkeit zu geben, sich dieses Verhalten abzugewöhnen. Setzt das Kind das in dem Moment um oder merke ich, dass das Kind das erwünschte Verhalten automatisiert (Automatisierung = Verhalten wird wieder unbewusst, diesmal aber erwünschtes Verhalten), dann lobe ich auch wieder im Sekundenfenster. Sage dann z.B. "Toll das du die Füße jetzt still hälst" oder "Klasse, dass du dich so gut konzentrieren kannst". So lernt das Kind er bewusst und später unbewusst, was es gut macht und woran es an sich arbeiten muss. Oberstes Ziel ist dabei immer, dass das Kind eine gute Eigensteuerung erreicht. Eigensteuerung bedeutet, auch ohne Rückmeldung von aussen wissen, was es gut macht und es wie es am besten sein eigenes Potential ausschöpfen kann, ohne sich selber im Wege zu stehen.
Je besser alles klappt, desto seltener muss ich ziehen bzw. das Lob wird auch mit der Zeit während der Arbeitsphase reduziert, weil Kinder mit guter Eigensteuerung selber wissen, was sie können und das Lob dann eher als albern und übertrieben empfinden.

Ein konkreter Fall...puh...Ich arbeite sehr breit gefächert, aber eben immer nach dem gleichen Grundkonzept.
Da sind Kinder mit Wahnehmungsstörung und Störung der Wahrnehmungsverarbeitung, Konzentrationsstörung, Verhaltensstörung, Anpassungsstörung, dann sind oft die Eltern das eigentliche Problem und werden akiv in die Behandlung einbezogen und durch die Veränderung des Verhaltens der Eltern, verändern sich dann die Kinder...

Aber es ist immer das gleiche Konzept: Belohnung und Bestrafung, Speichertraining, Videoarbeit, unbewusstes Verhalten bewusst machen um es ändern zu können, Einzelbetreuung und/oder Gruppenbetreuung...

2 Kommentare:

  1. Aha, ok. Ja, jetzt kann ich mir was drunter vorstellen. Also im Prinzip auch das, was wir im Ferienlager so in kleinen Portiönchen auch hin und wieder machen mussten. Alles klar, danke. :)

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  2. Büdde :) Intra Act wäre auch eine geeignete Fortbildung für Trainer oder Betreuer. Aber die Kosten enorm hoch sind, ohne Sponsor oder entsprechendem Gehalt schwer zu bezahlen...

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Krümeltar